Von Martina Kramer | 30.01.2024, 13:55 Uhr
Fans der Grand-Theft-Auto-Reihe müssen noch bis 2025 auf die Veröffentlichung des sechsten Teils warten. Ein GTA-Sylt-Trailer versüßt Fans aktuell die Wartezeit. Dort sieht man auch Christian Lindner und Friedrich Merz mithilfe von KI.
Christian Lindner und Franca Lehfeldt heiraten auf Sylt, Friedrich Merz reist eigens im Privatjet an und Punks entern die Insel: Diese Bilder haben den Sommer auf Sylt 2022 bestimmt. Knapp zwei Jahre später gehen die Bilder in der Gaming-Community erneut um die Welt. Die Momentaufnahmen, die mit Sylt-Klischees nicht geizen, sind Teil des fiktiven Spieltrailers „GTA 6 Sylt Luxury“, kreiert mithilfe künstlicher Intelligenz (KI), welcher die Insel als Teil des Grand-Theft-Auto-Universums (GTA) darstellt.
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Eingefleischte Fans der Actionreihe weltweit sehnen den Release des sechsten Teils herbei, müssen sich jedoch noch bis 2025 gedulden. Dass die Wartezeit mit dem GTA-Sylt-Clip solch kreative Früchte davonträgt, liegt an Andreas O. Loff: Der 50-jährige Hamburger und GTA-Fan hat gut 18 Stunden Arbeit in das Video gesteckt. Über die Idee und die Entstehung des Sylt-Clips sowie die Bedeutung der KI für die Filmbranche der Zukunft sprach Andreas jetzt mit shz.de.
So sieht die KI Andreas O. Loff: Gekleidet in einem blauen Rollkragenpulli und einem Anzug bestückt mit bunten Glasperlen, dazu eine hochgezogene Augenbraue. Foto: Andreas O. Loff
Zurück zum Anfang: Inspiriert von fiktiven KI-Trailern zu Hollywood-Blockbustern hat Andreas, der sich selbst als Formatentwickler bezeichnet und Host mehrerer namhafter Podcasts ist, vor eineinhalb Jahren damit angefangen, sich mit bildgebender KI zu beschäftigen. Ein Gast seines Podcasts „Das Ziel ist im Weg“ inspirierte ihn zu seinem ersten kurzen Filmchen: Hans Sigl, der seit 17 Staffeln den „Bergdoktor“ mimt. Wie würde ein Trailer zur ZDF-Serie im Blockbusterformat aussehen, wäre der amerikanische Filmproduzent Wes Anderson (u.a. „The Grand Budapest Hotel“, „Asteroid City“) verantwortlich? Die KI hat Antworten darauf gefunden.
Teil der künstlich erschaffenen GTA-Sylt-Welt: Franca Lehfeldt und Christian Lindner (oben) und Friedrich Merz in seinem Privatflugzeug. Screenshot: Kramer
Fast im gleichen Atemzug wurde Andreas auf die ersten KI-Trailer zur Spielreihe GTA aufmerksam. „Die Clips spielten an allen möglichen Orten der Welt. Ich habe mir daraufhin überlegt, wo das Universum in Deutschland einen Platz finden könnte“, erklärt der Hamburger. Auf der Suche nach einem „typisch deutschen Ort“, weit weg vom klassischen amerikanischen GTA-Setting, fiel die Wahl auf Sylt. Und damit begann für Andreas die eigentliche Arbeit.
„Man kann nicht einfach eine KI mit Bildern füttern und am Ende kommt da ein fertiges Video bei raus.“
Andreas O. Loff
Podcaster, Formatentwickler
Zehn unterschiedliche KI-Tools kamen zum Einsatz, von der Bildentstehung über die Verarbeitung zu einer animierten Sequenz bis zum Voice-over, zählt Andreas auf. Unter anderem nutzte er „Midjourney“, „ElevenLabs“, „RunWay“ und ChatGTP. „Bis eine Sequenz fertig ist, können Stunden vergehen. Man muss aufgrund der Fehleranfälligkeit sehr oft würfeln, bis das Ergebnis passt“, sagt Andreas. Das sorgt jedoch nicht für Frust, ganz im Gegenteil: Das Basteln mit den KI-Tools macht Spaß und hat Suchtpotenzial, so der Creator. „Ich habe drei Tage nicht das Haus verlassen, nicht mal der Postbote hat mich gesehen“, sagt Andreas und lacht.
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Lindner, Merz und die Punks in den Clip einzubetten lag für den Hamburger auf der Hand. Gefeiert werden die Bilder jedoch nicht nur von deutschen Fans, auch im Ausland geht der Trailer in Gaming-Foren viral. „Da muss ich lediglich erklären, was das Besondere an Sylt ist. Ich sage dann, die Insel ist wie die amerikanischen Hamptons“.
Gastauftritte von Pierre M. Krause und Ingmar Stadelmann
Gastauftritte haben in dem Clip auch Freunde von Andreas, zum Beispiel der TV-Moderator Pierre M. Krause und der Comedian Ingmar Stadelmann. Zweiter fasst mit Andreas O. Loff in einem Podcast die jeweils aktuelle Folge des Podcasts „Lanz & Precht“ von Markus Lanz und Richard David Precht in unter zehn Minuten zusammen – bittersüße Kommentare zur wöchentlichen „Boomer-Sprechstunde“ inklusive. Auch Freunde, die nicht in der Öffentlichkeit stehen, finden sich in dem Clip wieder: „Das war natürlich eine coole Überraschung für alle“.
Die KI hat ein Video möglich gemacht, für das Andreas auf traditionellem Wege hunderttausende Euro hätte ausgeben müssen: Locations hätten gemietet und Schauspieler bezahlt werden müssen. Künstliche Intelligenz wird in den Kreativ-Branchen deshalb kritisch gesehen. Es ist eine Entwicklung, die rasend schnell voran geht: „Spätestens 2030 werden Menschen wie ich ganze Filme von Zuhause aus produzieren, ohne den Einsatz von Schauspielern“, glaubt Andreas. Dass echte Stars nicht mehr gefragt sein werden, glaubt er indes nicht.
Hummer und Schampus lassen sich diese Herren auf Sylt schmecken. Die KI ist nicht vor Fehlern gefeit und sorgt für interessanten Gesichtsschmuck. Foto: Andreas O. Loff
Synchronsprecher und Schauspieler werde es weiterhin geben, so wie es auch heute noch Vinylplatten gebe. Aber die Industrie und die Kreativ-Branche werden sich stark verändern, ähnlich wie die Musikbranche aufgrund der Streamingdienste, prognostiziert der Creator. Wo aufgrund des technischen Fortschritts Jobs entfallen – „was für den einzelnen natürlich bitter ist“ – entstehen auch neue Jobs: „Angst ist der falsche Berater“, sagt Andreas, der in seinem Berufsleben selbst die unterschiedlichsten Branchen kennengelernt hat, vom gelernten Fluggerätemechaniker bis zum Podcast-Host.
Er könne jedem Kreativen nur empfehlen, sich einmal hinzusetzen, und sich genauer mit künstlicher Intelligenz zu befassen: „Dann sollte jeder schnell merken, dass diese Angst unbegründet ist“.
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